Netzteil des KC umbauen -- jetzt aber richtig
von Guido Speer
Das letzte Clubtreffen ist ja nun schon ein paar Tage her. Für mich persönlich war das am Tage davor schon gelaufen. Beim letzten Funktionstest des für Reinhard Gitter aufgebauten GIDE-Interfaces hatte ich mir meinen D004 zerbröselt (glaubte ich). Ich habe trotzdem noch ein PC-Netzteil, von denen ich eine größere Anzahl auf der Berliner ComBär bekommen hatte, in das D004 eingebaut, um das auf dem Treffen am praktischen Beispiel zu demonstrieren.
Warum überhaupt ein PC-Netzteil? Ja weil die Mülhausener damals zwar einen ganz ordentlichen Rechner auf die Beine gestellt, aber beim Netzteil fürchterlich ins Klo gegriffen haben! Wer kennt das nicht: Das Teil wird (hauptsächlich am D004) sehr warm, bei einigen beginnt es gelegentlich zu pfeifen, die Sicherung samt Halter auf der Leiterplatte wird regelmäßig zerfressen (säurehaltiges Flussmittel?!) und die Stabilität verdient diesen Begriff nun wirklich nicht. Bei einem zusätzlich gesteckten M035 sackt die 5-Volt-Schiene (bei mir) auf 4,6 Volt ab. Enrico hatte da ja früher schon mal was entwickelt, doch leider waren danach die ICs nirgendwo zu bekommen. Aber warum selber entwickeln, PC-Netzteile sind ja dank Conrad, Pollin, Oppermann und wie die alle heißen, billig zu bekommen. Und die benötigten Spannungen und Leistung liefern sie allemal. Die meisten sind allerdings für den KC zu groß. Aber solche aus sogenannten Slim-Line-Gehäusen sollten passen, dachte ich mir.
Nachdem ich in Berlin ein Exemplar auf einem Flohmarkt bekommen hatte, ging es ans Experimentieren. Ich habe das Teil zerlegt, und - große Freude! - es paßte wie dafür gebaut. Ich hatte es in ein D002 eingebaut und alles lief bestens (Bild 1). Einige Wochen später bekam ich wie schon geschrieben etliche auf der ComBär (eine Computerbörse ich Berlin) wovon ich nun am Vorabend des Clubtreffens noch fix eines in mein D004 gebaut hatte. Und genau hier hat mein alter Freund Murphy wieder zugeschlagen! Ich hatte das Netzteil wie beim D002 zerlegt und nur die Elektronik eingebaut. Gerade das erwies sich später (sehr spät, erst nach dem Clubtreffen!) als entscheidender Fehler.
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Bild 1: So einfach hatte ich mir das gedacht (und auf dem letzten Club-Treffen auch angepriesen). Aber leider ist diese Variante sehr störanfällig.
Warum? Erstens: Es war ein anderes Modell (mehr Leistung = mehr Störstrahlung) Zweitens: Dem D002 macht einige Störstrahlung offenbar nichts aus. Störstrahlung! Genau, das war des Übels Kern! Nachdem ich versuchsweise das Kühlblech der Netzteilelektronik geerdet hatte, konnte ich wieder auf das D004 zugreifen. Das Ganze war aber sehr unzuverlässig. Je nach Kabellage, Mondphase oder dem Pegel im Wiskyglas ging es mal und mal eben nicht. Also mußte eine ordentliche Abschirmung her. Nachdem ich erst ernsthaft über ein Abschirmblech nachgedacht hatte, viel mein Blick auf das Netzteilgehäuse. Warum nicht das ganze Teil einbauen? Damit ist auch das Lüfterbefestigungsproblem gelöst. Pi und Daumen sagten: "Das paßt!". Der Messschieber meinte das auch, also habe ich das Teil eingebaut (Bild 2). So, das war die Vorrede, jetzt kommt der Hauptfilm.
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Bild 2: So ist es richtig! Das komplette Netzteil paßt bei diesem Modell wie dafür gemacht.
Vorbereitungen am KC
Das vorhandene Netzteil wird komplett ausgebaut. Davon wiederverwendet wird der Schalter, der LED-Vorwiderstand, das KC-Powerkabel zur Hauptplatine und das Netzkabel, also ab- und auslöten. Danach kann man die äußere Schiene vom KC abschrauben und davon den Winkel, der den Trafo gehalten hat, glatt abschneiden (oder abbrechen bei Modellen, an denen er punktgeschweißt ist.) Die Blechwand, an der der Trafo ebenfalls befestigt war, läßt sich leider nicht ganz ausbauen. Aber zumindest sollte sie abgeschraubt werden um besser an ihr arbeiten zu können. Auch hier wird der Winkel soweit es geht entfernt.
Vorbereitungen am PC-Netzteil
Das Netzteil wird erstmal komplett zerlegt. Die Kaltgerätebuchse und -stecker werden entfernt. Danach wird der ganze Kabelkram am PC- Netzteil ausgelötet. Sollte (je nach Modell) keine Beschriftung auf die Platine aufgedruckt sein, ist es sinnvoll, sich die Lage der Kabel aufzuzeichnen. Rot = +5 Volt, schwarz = Masse, gelb = +12 Volt, weiß = -5 Volt. Die anderen brauchen wir nicht. Nun kann das KC-Powerkabel (eventuell etwas verlängert) an die PC-Netzteilplatine gelötet werden. Der 220-Volt-Anschluß bekommt ein ca. 25...30 cm langes Netzkabelstück für den Anschluß am Netzschalter spendiert, wobei man den meist vorhandenen Steckkontakt wiederverwendet. Ebenso kommen die Lüfterkabel wieder an ihren Platz. Tipp: Den Lüfter nicht an +12 Volt und Masse legen, sondern an +12 Volt (rot) und +5 Volt (schwarz). Er läuft dann nur mit 7 Volt, was für die geringe Belastung im KC völlig ausreicht, aber das Lüfterrauschen ganz erheblich reduziert. Leider laufen nicht alle so, also ausprobieren. Wer es ganz gut machen will, kann da auch einen Temperaturregler einsetzen.
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Bild 3: Zwei andere (kleinere) Netzteilmodelle. Das vordere ist schon ausgeräumt.
Einbau
Zuerst wird das leere PC-Netzteilgehäuse (Lüfter je nach Modell nach hinten oder nach rechts-außen) probehalber in den KC eingepaßt (ganz nach hinten schieben, siehe auch Bild 2) und die Befestigungspunkte angezeichnet. Ich habe dazu 3 Blechtreibschrauben benutzt (2 oben, 1 unten in der Mitte), was ausreicht. Angeschraubt habe ich das Gehäuse an die Blechwand (Bild 4). Die Punkte muß sich jeder je nach Modell selbst suchen. Das die Schrauben nur sehr kurz sein sollten, ist wohl klar. Zu Befestigung geht auch sehr gut selbstklebendes Klettband, das an Blechwand und Netzteil geklebt wird. Zum bohren sollte die Blechwand unbedingt wieder gelöst werden! Den Bohrer gerade zur Hand, können wir (je nach Netzteilmodell) gleich eine ausreichende Anzahl Löcher für den Lüfter hinten in den KC bohren.
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Bild 4: Befestigung des Netzteils an der Blechwand. Im Vordergrund die Anschlußkabel der Power-LED.
Jetzt fertigen wir aus einem Stück Pertinax oder Platinenmaterial eine Halteplatine für den Netzschalter (Bild 5). Dabei richten wir uns nach der Platine vom Original-Netzteil. Wer mag, kann auch dessen Platine zerschneiden und wiederverwenden. Ich habe das nicht gemacht, wer weiß wozu man die noch braucht (Ja ja, `n Ossi). Bei den abgebildeten (etwas längeren) Netzteilmodellen ragt der Netzschalter an der Stelle der ausgebauten Kaltgerätebuchsen in das Gehäuse des Netzteils herein. Es ist zu empfehlen, diesen Bereich des Netzteils mit gutem Klebeband zusätzlich zu isolieren oder die Öffnung zu vergrößern. Nachdem der Netzschalter ordentlich montiert ist, kommt noch die LED mit dem Widerstand an ihren Platz (Heißkleber). Diese habe ich der Einfachheit halber auf der Hauptplatine angeschlossen (Bilder 4 und 5).
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Bild 5: Blick auf die Schalterplatine. Im Hintergrund das ausgeklappte Netzteil.
Erster Test
Nachdem das Netzteil wieder zusammengebaut ist (dabei unbedingt eventuell vorhandene Isolierfolien wiederverwenden), wird es an der Blechwand montiert. Ich habe bei mir die Platine im Gehäuse des Netzteils um 180 Grad gedreht eingebaut, um den 220-Volt-Bereich hinten und den Niederspannungsteil vorne zu haben. Das wird aber nicht bei allen Modellen gehen. Die Netzkabel von PC-Netzteil und KC werden am Schalter (zweipolig!) angelötet, das KC-Powerkabel wird noch nicht gesteckt und fertig ist das Ganze zur ersten Probe. Wer hat, sollte den 5-Volt-Ausgang mit einem Widerstand (ca. 1 Ohm, 10 Watt) belasten und dann: Power on! Wenn jetzt nichts raucht oder sich anders bemerkbar macht, der Lüfter auch vor sich hin kullert, alle Spannungen richtig sind und auch an den Kontakten, wo sie hingehören, sollte wohl alles in Ordnung sein.
Belegung am KC-Powerstecker:
- 1/2 ... Masse
- 3 ... Kennstift
- 4 ... -5 Volt (bei den Floppynetzteilen nicht vorhanden)
- 5 ... +12 Volt
- 6 ... +5 Volt
"...alles in Ordnung?" "Mitnichten!" wird jetzt vielleicht ein Elektriker unter uns rufen. Recht hat er! Wir haben den KC mit dem originalen Netzkabel aufgebaut. Richtig wäre in einem solchen Fall aber eine Schutzkontaktverbindnung, sprich ein Kabel mit der gelb/grünen Ader drin. Die kommt dann so richtig fest an das Gehäuse vom Netzteil. Da das beim Original auch nicht war, habe ich das bei mir (noch) nicht gemacht. Schaden kann es aber auf keinen Fall!
Wo wir gerade beim Thema sind: Ich übernehme für nichts, was hier beschrieben ist die Verantwortung. Da handelt jeder auf seine eigene Gefahr. ;--)
Je nach PC-Netzteilmodell kann es Sinn machen, die KC-Gehäusebleche mit den Lüftungsschlitzen nach vorn einzubauen. Das empfiehlt sich besonders wenn der Lüfter nach hinten bläßt.
Zum Schluß
Natürlich kann man das Ganze auch völlig anders machen (naja also, ähm, vielleicht), ich habe hier nur meine Variante beschrieben. Ich habe alle drei Grundgeräte mit diesen Netzteilen ausgerüstet und alles bleibt schön stabil und kühl. Das Lüfterrauschen, immerhin 3 Stück, ist fast nicht zu hören. Sinnvoll ist der Umbau vor allem am KC85-Grundgerät und am D004. Das D002 ohne Module hat kaum nennenswerten Stromverbrauch, sollte aber (schon wegen dem Lüfter) eventuell doch umgebaut werden. Die Floppys brauchen deutlich weniger Leistung, weshalb der Umbau bei ihnen wohl nicht nötig ist, außer es ist eine alte Festplatte darin mit verbaut worden.
Viel Spaß beim Fummeln!