KC85-Neubauprojekt
von Mario Bock
Meines Wissens nach, wurden vom KC85/4 etwa 50.000 Stück gefertigt. Dazu kommen noch einige KC85/3. Es ist schwierig eine Schätzung abzugeben, aber ich denke, dass gegenwärtig noch etwa zwei- bis dreitausend Geräte – funktionsfähig oder defekt – vorhanden sind. Dazu kommen noch diverse Erweiterungsgeräte. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es wichtig, ein erkennbares Signal zu geben, damit nicht noch mehr Geräte beim Sperrmüll landen, denn Gehäuse können wir nicht preiswert fertigen lassen. Als eine Zielgruppe für das Neubauprojekt sehe die zahlreichen Elektroniker, die den KC als Bausatz erwerben könnten. Der KC85 ist gewiss der einzige Kleincomputer, der gänzlich aus Standardbauelementen besteht.
Als Vorlage für mein Projekt, habe ich originale Schaltpläne des VEB Mikroelektronik Mühlhausen im A1-Format vom 18.08.88 verwendet. Die originalen Schaltpläne wurden damals zwar geplottet, während der Eingabe und Übernahme der Zeichendaten sind wohl diverse Fehler aufgetreten. So stimmen im Originalplan häufig Signalnamen und Signalnummer nicht überein, oder die Schaltkreisgatter sind falsch bezeichnet, oder fehlen ganz. Möglich ist natürlich auch, dass die Pläne absichtlich verändert wurden, aus welchen Gründen auch immer.
Heutige Programme prüfen die Konsistenz von Schaltplan und Board. Ich möchte damit zum Ausdruck bringen, dass der Originalplan eine ganze Reihe von verschiedenartigen Fehlern zeigt, die im Projektverlauf korrigiert wurden.
Die beiden Schaltkreise MH74S287 sind jeweils am Ausgang über ein Widerstandsnetzwerk mit 5 Volt verbunden. Da die Widerstände nur benötigt werden, wenn PROMs mit offenem Kollektor zum Einsatz kommen, werden die Widerstände eigentlich nicht benötigt. Einige KCs wurden dann später ohne Widerstandsnetzwerk ausgeliefert.
Sobald der Schaltplan durch den erfolgreichen Nachbau bestätigt wurde, werden weitere Text und Zeichenelemente hinzugefügt, die dem Service dienen.
Der Nachbau des KC 85/4, bezieht sich ausschließlich auf die Haupt- und Videoplatine. Das erste KC-Board von Majoosoft mit dem Namen “Optima V1“ stellt nur eine Optimierung des Board-Design unter Berücksichtigung moderner verfügbarer Schaltkreise dar. Im Einzelnen bedeutet das:
- Der Bustreiber DS8286 wird ersetzt durch einen der 74-er Serie.
- Die vorhandenen Freilandleitungen (Layout unten) werden beseitigt.
- Alle Schaltkreise werden gesockelt ausgeführt.
- Die Platine wird in der heute bestmöglichen Qualität gefertigt.
Das “Optima V1“ ist nicht für eine Mehrfachfertigung vorgesehen. Es stellt lediglich die funktionierende Basis für eine Weiterentwicklung dar, und hat daher zwei Aufgaben:
- Es ist ein Signal an alle Hardwareanbieter:
Wer heute Hardware für den KC entwickelt, stellt sich die Frage, ob sein Produkt künftig überhaupt zur Anwendung gebracht werden kann. Also ob es Nutzer und damit Käufer gibt. - Das Board “Optima V1“ stellt die Basis für die künftige Entwicklung dar:
Für die Weiterentwicklung des KC85 suche ich kompetente Partner, die bereits mit dem System vertraut sind, auf den Seiten des KC-Clubs habe ich den Eindruck gewonnen, dass es im Club eine nicht geringe Zahl von kompetenten Hardware- und Softwareentwicklern gibt, die möglicherweise Interesse auch für eine Weiterentwicklung des Grundgerätes haben könnten.
Im Einzelfall ist eine Fertigung der beiden Platinen auf Wunsch zwar möglich aber auf Grund des fehlenden Mehrwertes gegenüber einem E-Bay KC85 für den Interessenten zu kostspielig.
Folgende Änderungen im KC-System strebe ich an:
- Anschluss einer Standard-PC-USB-Tastatur, der Signaleingang erfolgt weiter über D015, Pin 9. Der Anschluss erfolgt auf der Rückseite des Gerätes.
- Der symmetrische DIN-Anschluss wird durch einen unsymmetrischen Chinch-Anschluss ersetzt. Der Anschluss befindet sich ebenfalls auf der Rückseite des Gerätes.
- Die Gerätevorderseite wird mit zusätzlichen LED Kontrollelementen für IRM, 3 mal RAM, ROM, BASIC, TAPE, BILD0, BILD1 usw. versehen.
- Vorgesehen ist ein VGA-Anschluss. Um Platz auf der Videoplatine zu erhalten, entfällt der HF-Modulator.
- Gegenwärtig wird die Z80-Familie bereits mit 20 MHz angeboten. Man könnte über eine Taktanhebung nachdenken, die allerdings sehr aufwendig ist und tiefere Einblicke in das Betriebssystem voraussetzt.
- Die Funktionsweise der beiden PROMS D005 und D202 sind mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar; dazu müssen die beiden Inhalte ausgelesen werden. Sollten die PROMS aber als Tor fungieren, also nur einen der vier Ausgänge für eine bestimmte Adresse aktiv schalten, ist der Einsatz mehrerer Standard-TTL-Logik-Gatter zu überlegen, da PROMS altersabhängig ihren Inhalt verlieren und schwer beschaffbar sind. Hier meine Frage an den KC-Club: Besteht die Möglichkeit, den PROM 74S287 auszulesen bzw. zu beschreiben?
- Entsprechend den Schaltplanunterlagen gehe ich davon aus, dass die Farbwerte auf der Videoplatine durch feste Widerstände für RGB erzeugt werden. Gestaltet man hier digital veränderliche Widerstände und nutzt Farbtabellen, könnte der künftige KC frei definierbare Farben geringer Anzahl zur Verfügung stellen. Ich habe hier gegenwärtig wenig Zeit investiert, es ist gut möglich, dass es sich um einen fehlerhaften Gedankengang handelt.
- Die Integration einer Festplatte wäre denkbar, ähnlich dem KC-Club-Projekt, der Controller sollte aber nach Möglichkeit seriell sein, da die Tage der parallelen Festplatten gezählt sind. Da sehe ich für mich keine Realisierungschance, vielleicht besteht dazu im KC-Club die Möglichkeit.
- Integration der Echtzeituhr (entsprechend KC-Club)
- Das Board kann sowohl in das Gehäuse des KC85/3, als auch /4 eingebaut werden. Es wird eine neue Frontblende angeboten.
Für weitere Vorschläge bin ich jederzeit offen. Sollte die Clubgemeinschaft Interesse an einer Zusammenarbeit haben, würde ich gern am nächsten Clubtreffen als Gast teilnehmen.
Die fertigen Schaltplanunterlagen zur Prototyp KC-85 Optima V1 stelle ich allen interessierten Mitgliedern gern zur Verfügung1.
Kontakt: Mario Bock – Majoosoft
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Bild 14: Optima V1 vom 05.12.2003
1Anm. d. Redak.: Die Schaltungsunterlagen in elektronischer Form (etwa 1,6 MByte) können entweder direkt von Mario Bock oder von der KC-News-Redaktion bezogen werden.