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Tipps und Tricks fürs Löten

von Enrico Grämer

Jeder wird sicherlich die Artikel zum GIDE oder Scanner-Modul gelesen und festgestellt haben, dass diese als Bausatz verteilt wurden. Irgendetwas findet sich immer wieder, was am KC noch fehlt. Nach Möglichkeit möchte ich es auch so beibehalten, dass solche Hardware-Erweiterungen als Bausatz verteilt werden. Vereinzelt sagte man mir: ”Ich habe noch nie einen Lötkolben in der Hand gehabt, kannst Du nicht mal...“ oder ”Mit dem Löten habe ich es nicht so.“ Dieser Text soll sich nun an die Mitglieder wenden, um ihnen die “Angst“ davor zu nehmen. Es ist eigentlich gar nicht so schwer, wenn man ein paar Dinge beachtet. Und Übung macht ja bekanntlich den Meister (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Fangen wir beim wichtigsten an – dem Werkzeug: Wer vor hat, häufig zum Lötkolben zu greifen, dem kann ich wärmstens eine temperaturgeregelte Lötstation von ERSA empfehlen. Die sind allerdings auch sauteuer. Es gibt da auch das Billigzeug, in der Werbung als “elektronisch geregelt“ beschrieben. Diese sind aber nur zeitlich geregelt, wodurch die Temperatur beim Löten rapide herrunter geht. Die taugen also bestenfalls nur zum “Kleben“, nicht aber zum Löten. Da sollte man tunlichst die Finger von lassen.

Für den Gelegenheitsgriff zum Lötkolben tut es auch ein normaler 230V-Lötkolben mit ca. 25...30 W mit einer Dauerlötspitze. Den alten DDR-Kolben sollte man wegschmeißen, die Spitzen heißen da nur so, verzundern aber trotzdem innerhalb kürzester Zeit.

Ich kann hier wiederum einen ERSA-Kolben empfehlen, z.B. den Multitip mit 25 W und innenbeheizter Spitze. Die passenden Spitzen benötigt man dann auch noch. Diese sind zwar nicht gerade billig, halten dafür aber ewig. Ich habe meine schon Jahre in Betrieb, und immer noch keine Abnutzungserscheinungen. Man benötigt für Standard-Lötarbeiten eine normale Spitze mit ca. 1 mm Durchmesser. Bei SMD-Bauteilen bzw. wenn man eine nicht durchkontaktierte Platine hat, empfiehlt sich eine “Haarnadel-Spitze“. Dadurch lassen sich sehr viele Kurzschlüsse durch Lötzinn vermeiden. Für größer-flächiges Löten sollte man eine Meißel-Spitze mit ca. 2...3 mm Breite verwenden. Das wäre z.B. bei den Befestigungsmessern an SUB-D-Steckern der Fall.

Ohne das richtige Lötzinn geht natürlich auch nix. Da muss man Elektronik-Zinn mit der Zusammensetzung Pb60Zn38Cu2 verwenden. Radiolot geht da nicht. Die besten Ergebnisse erreicht man mit Zinn mit einem Durchmesser von 0,5 mm. Dickeres Lötzinn (bis 1 mm) geht auch, aber das läßt sich nicht so gut dosieren und die Lötstellen glänzen nicht so schön.

Nun fehlt noch ein Satz Elektroniker-Zangen, Seitenschneider etc. Die kann man, wenn man Glück hat, bereits für 10 EUR im Baumarkt um die Ecke bekommen. Den Seitenschneider sollte man auf jeden Fall gleich vor Ort testen. Kneift man den Draht von einem Bauteil, z.B. Widerstand, ab und er fliegt weg, ist der Seitenschneider scharf und man kann ihn mitnehmen.

Nun kann es losgehen. Noch nicht ganz: Wer eine zittrige Hand hat, dem kann ich ein Köstritzer Schwarzbier empfehlen ;–)

Die Drahtenden der Bauteile, Widerstände, Kondensatoren etc. steckt man üblicherweise durch die Platine hindurch und biegt die Enden etwas nach außen. Vor dem Löten werden die Drahtenden bis auf ca. 2 mm abgeschnitten. Mit dem heißen Lötkolben erwärmt man gleichzeitig das Drahtende des Bauteils und das Lötauge der Platine. Nach etwa 2...3 Sekunden wird dann erst das Zinn dazu gegeben. Fertig! Pusten sollte man aber nicht, denn dann kühlt das Zinn zu schnell ab und es kann sich eine kalte Lötstelle bilden.

Noch etwas zum Thema nicht duchkontaktierte Platinen: Als erstes muss man die Durchkontaktierungen reinlöten. Am besten mit den abgeschnittenen Drahtenden von Bauteilen oder versilbertem Draht (gibt’s bei Conrad). Weniger geeignet ist blanker Kupferdraht. Liegt dieser schon etwas länger rum, so korrodiert die Oberfläche (das Kupfer ist nicht mehr blank) und der Draht nimmt das Zinn nicht mehr so gut an.

Zwischen den einzubauenden Bauteilen und der Platinenoberseite läßt man etwas mehr Platz, um dort besser heran zu kommen. Besonders wichtig ist das bei IC-Fassungen, deren Anschlüsse man nur geringfügig auf der Lötseite herausgucken läßt. Mit einer Haarnadelspitze für den Lötkolben kann man besonders gut Kurzschlüsse auf der Bestückungsseite zwischen den Anschlüssen der Fassung vermeiden.

Wer vorhaben sollte, selbst Platinen zu entwickeln, dem kann ich EdWin NC (http://www.westest.de) empfehlen. Das Programm gibt es leider nur für Windows, aber der Funktionsumfang ist genau so wenig eingeschränkt, wie bei wesentlich teureren Programmen.

Dann muss man die Platinen auch noch selber ätzen, entwickeln, etc. Oder man läßt sie sich anfertigen. Die Platinen für das Scannermodul und das GIDE habe ich bei PCB-Pool (http://www.pcb-pool.de) anfertigen lassen. Die haben übrigens auch die Möglichkeit, 4-Lagen-Multilayer-Platinen anzufertigen. Es werden Dateien von Layout-Programmen und Gerber-Dateien akzeptiert. Wesentlich billiger wird es bei GS-Elektronik (http://www.gsel.com/). Dafür sind die Platinen aber auch nicht ganz so hochwertig und es können keine durchkontaktierten Platinen hergestellt werden.

Zur Anfertigung werden EPS- und TIF-Dateien akzeptiert.