Computer im Test: KC85, C=64 und Amstrad CPC
von Ralf Däubner
Ich werden versuchen, sachlich korrekt ein Vergleich zwischen den drei doch recht unterschiedlichen Computern zu machen. Sinn des ganzen sollte es sein, dem Leser einen, wenn auch kleinen Einblick in die Ära der 8-Bit-Homecomputer zu geben. Durch die unterschiedliche Konzeption der Geräte ergeben sich logischerweise ihre Nutzungskonzepte.
Handbücher
Allen gemeinsam ist eine thematisch gut strukturierte Einführung. Während der C64 mit nur zwei Heften im A5 Format glänzt, kommt der KC85 mit immerhin fünf Handbüchern und einem Zettel daher. Der CPC hat als einziger ein dickes Handbuch in einem recht ungewöhnlichen Format.
Allen gemeinsam ist ein Überblick über sämtliche hardwareseitigen Schnittstellen, was den Anschluß von Zubehör erleichtert. Eine genaue Auflistung der softwareseitigen Schnittstellen gibt es nur beim KC85. Bei dem anderem ist man auf externe Literatur angewiesen, die es auch reichlich gibt!
Mechanischer Aufbau
Bedingt durch die unterschiedliche Konzeption seitens der Hersteller ergeben sich typische Gehäusearten.
Der C64 (2) besitzt ein schlichtes graues Pultgehäuse mit integrierter Tastatur, alle wichtigen Peripheriegeräte werden über einen seriellen Bus angesteuert. Somit stehen im einfachsten Falle ein C64, ein Floppy 1541 und ein Monitor auf dem Tisch. Die Stromversorgung erfolgt aus externen Netzteilen, was in diesem Falle immerhin zwei Stück sind.
Der CPC (6128) besitzt ebenfalls ein Pultgehäuse, im diesem Falle anthrazitfarben mit Tastatur und integrierter Floppy. Die Stromversorgung erfolgt im einfachsten Fall direkt aus dem zugehörigen Monitor.
Der KC85 (2-5) kommt in einem Desktopgehäuse mit abgesetzter Tastatur daher. Die D004 (Basis plus Floppy) werden analog einer Stereoanlage oben drauf gesetzt. Die Stromversorgung erfolgt durch integrierte Netzteile.
Der KC kann als einziger gleich vier unterschiedliche Module (bei dieser Variante) nutzen, was beim CPC und dem C64 direkt nicht möglich ist. Die letztgenannten besitzen nur einen Expansionsport zum Anschluß diverser Zusatzmodule.
Hardware
Der KC hat als einziger keine Spezial-Chips für die Videoaufbereitung und den Sound. Die Sounderzeugung erfolgt über die PIO und die CTC, das heißt, es werden 4 Bits für die Lautstärke und die CTC für die Tonhöhe genutzt. Der Vorteiler ist ein 74174! Dagegen besitzt der C64 immerhin einen Video- und einen Soundchip. Gleiches gilt auch für den CPC. Dafür hat das Model KC85/4 immerhin 64 KB nutzbaren Grafikspeicher, beim CPC muß zusätzlich ein Programm zur Verwaltung von Diskette geladen werden. Der C64 bietet Hardware-Sprites, was aber die anderen durch clevere Programmierung und zum Teil höhere Taktfrequenz wieder wettmachen. Was die Speicherung auf Massenmedien (Floppy) und deren Auslastung angeht, so ist der KC einsame Spitze (800 KB Daten auf einer Disk). Damit laufen die anderen Computer hinterher.
Der C64 kann 4 Floppies ansteuern (8, 9, 10, 11), der KC bringt es durch den 765 auf 4 Floppies, und als Schlußlicht ist dem CPC nur ein externes Floppy vorgesehen. Die Videoaufbereitung ist je nach Konzeption recht unterschiedlich gelöst, der C64 bietet FBAS und S-VIDEO, der CPC Analog-RGB und der KC FBAS und RGB. Modulatoren für den Fernseher bieten nur der C64 und der KC serienmäßig an (PAL-Norm). Beim CPC gab es diesen extern, was kurioserweise eine starke Verschlechterung der Bildqualität zufolge hatte. Diese Modulatoren stellten aber auch die Spannung für dem CPC bereit. Videomäßig sind 16 gleichzeitig anzeigbare Farben auf allen Computern möglich.
Der CPC bietet aber serienmäßig drei verschiedene Auflösungen an. Durch den nur 16 KB großen Videospeicher ähnelt das Verhalten aber einer PC-VGA-Grafikkarte. Dies kann nur durch clevere Programmierung ausgeglichen werden. Standard ist aber bei allen Geräten die 40-Zeichendarstellung. Als einziger hier im Test bietet der CPC drei verschiedene Auflösungen an. Der KC bietet nur eine byte- und eine bitweise Auflösung an. Dabei wird der Videospeicher, der sich auf zwei Bilder aufteilt, noch einmal in einen Pixel-RAM und einen Farb-RAM unterschieden, die je 16 KB groß sind. Der VID muß auch nur mit 16 KB auskommen!
Soundmäßig ist zu KC bereits alles oben gesagt wurden, kommen wir zu den anderen. Der SID im C64 bietet dem User drei Stimmen, einen Rauschgenerator und einige Filter. Des weiteren auch drei Wellenformen und die Möglichkeit, Hüllkurven zu erzeugen, also einen semiprofessionellen Synthesizer. Der AY-Chip im CPC kommt gleich mit drei Tonkanälen daher. Sie sind so verschaltet, dass zwei für den Stereoeffekt und einer für den Mitteneffekt zuständig sind. Dabei handelt es sich leider um ein Rechteck-Signal. Ein Rauschgenerator ist ebenfalls vorhanden. Zu beachten ist, dass der AY noch zwei PIOs bereitstellt, zuzüglich der vom 8255 bereitgestellten drei PIOs.
Software
Allen gemeinsam ist ein Betriebssystem im ROM, welches gleich nach dem Einschalten aktiv ist. Der KC meldet sich als einziger nicht mit BASIC, sondern mit einem kleinen Menü. Der BASIC-ROM wird erst dann zu geschaltet, wenn im Menü BASIC aufgerufen wird. Beim CPC ist die unterste Ebene AMSDOS, das durch einen vorangestellten | gekennzeichnet ist. Disketten-Kommandos können aber auch über BASIC erfolgen. |dir und CAT haben die gleiche Funktion. Beim KC muß erst über CAOS von Diskette BASEX.KCC geladen werden. Sollen noch einige andere Diskettenoperationen durchgeführt werden, so ist auch noch das Tool SERVICE.KCC zu laden. Der Zugriff erfolgt dann über dem CALL*-Befehl von BASIC aus. Das Menü im CAOS wird um einige Menüworte erweitert. CALL*DE und DIR haben die gleiche Funktion. Der C64 hat sogenannte intelligente Laufwerke mit eigenem DOS. Dadurch können diese Laufwerke auch an beliebigen Computern angeschlossen werden. Über BASIC werden sämtliche Operationen als Befehle an die Station geschickt. LOAD"$",8 und LIST zeigen den Inhalt der Diskette an.
In puncto BASIC gibt es gewaltige Unterschiede: Der CPC hat das umfangreichste BASIC, der KC das zweckmäßige BASIC und der C64 das gerade noch ausreichende BASIC. Während der CPC und der KC ihre Aufgaben schnell erledigten, macht der C64 jede Aufgabe zu einer POKE-Orgie. Einfache Sound- und Grafikbefehle kennt der C64 leider nicht. Die Aufgaben waren im einzelnen das Zeichnen eines Testbildes und das Programmieren einer Orgel. BASIC-Erweiterungen waren beim C64 als Hardwarelösungen zu jener Zeit im Angebot.
Erweiterungen
Sowohl beim CPC als auch beim C64 waren Laufwerke mit höherer Kapazität im Handel, sei es der Vortex-Controller oder die 1581. Beim KC ist der 765 mit 800 KB relativ gut ausgereizt.
Anschlußmöglichkeiten für Festplatten gibt es von jedem Hersteller, beim KC ist das GIDE allerdings von einem Kleinserien-Hersteller gekommen.
Beim KC ist durch seine Konzeption eine hervorragende Erweiterbarkeit oder Ausbaufähigkeit geben. Der C64 wird durch die SCPU von der Firma CMD erheblich aufgewertet. DA- und AD-Wandler sowie serielle und parallele Schnittstellen sind ebenfalls vorhanden. Damit kann jeder schon viel anfangen. Speichererweiterungen sind immer nützlich, AMSDOS bremst aber die maximale Ausbaufähigkeit durch die Beschränkung auf 512 KB aus. Bei den anderen liegt die Grenze bei maximal 4 MB. SCPU-User können noch mehr aufstecken! Der Adressbereich liegt stets bei 64 KB, wovon ca. 40 KB dem USER zugänglich sind.
Als EPROM-Lösungen waren meist Assembler und BASIC-Erweiterungen sehr beliebt. Für dem KC gab es aber auch Office-Pakete im Angebot. Für den C64 gab es sehr viele, wenn auch teilweise inkompatible BASIC-Erweiterungen.
Testprogramme
Testbild: Zeichnen horizontaler und vertikaler Linien und einen Kreis in Bildschirmmitte. Keine Farbtests!
CPC: Hier habe ich auf die schnelleren Grafikroutinen zurückgegriffen. Natürlich kann man auch alles POKEn und PLOTten.
10 CLS:ORIGIN 0,0 Koordinatenursprung festlegen 20 FOR x=0 TO 639 STEP 20 30 MOVE x,0 Ausgangspunkt für DRAW setzen 40 DRAW x,399 Linie zeichnen 50 NEXT 60 FOR y=0 TO 399 STEP 20 70 MOVE 0,y 80 DRAW 640,y 90 NEXT 91 MOVE 639,0:DRAW 639,399 fehlende Linien nachzeichnen 92 MOVE 0,639:DRAW 639,399 100 ORIGIN 320,200 Kreismittelpunkt festlegen 105 DEG 110 MOVE 0,190:FOR a=0 TO 360 STEP 10 Radius festlegen 120 DRAW 190*SIN(a),190*COS(a) Kreis zeichnen 130 NEXT
Dieses Programm funktioniert unter MODE 0 genauso wie unter MODE 2.
KC85: Obwohl es eine schnelle Kreis-Routine gibt, wird hier der Kreis zunächst mit PSET erzeugt.
10 CLS 20 FOR J=8 TO 248 STEP 16 30 LINE 0,J,319,J,7 horizontale Linien zeichnen 40 NEXT 50 FOR J=16 TO 319 STEP 16 60 LINE J,8,J,248 vertikale Linien zeichnen 70 NEXT 80 FOR I=.01 TO 2*PI STEP .01 Kreis zeichnen 90 PSET 160+100*COS(I),128+100*SIN(I) 100 NEXT
Nun der schnelle Weg zum Kreis:
CIRCLE 160,128,100
Der KC beschreibt als einziger den ganzen Bildschirm ohne Tricks. Bei ihm ist es auch möglich, den Bildspeicher unter BASIC direkt zu manipulieren, hierfür gibt es die Befehle VPOKE und VPEEK.
Beim C64 ist es im BASIC nicht (!) möglich, diese Aufgabe zu lösen. Entweder nutzt man dazu eine der vielen BASIC-Erweiterungen oder den Assembler. Das BASIC im C64 unterstützt den VIC nur unzureichend. Wer im Besitz des "Das große Commodore 64 Buch" von DATA BECKER ist, der ist in diesem Fall gut beraten. Das einzige, was im Rahmen der Möglichkeiten wäre, ist ein Gitter mit Hilfe der Pseudografik.
Musik mit dem Computer: Um es vorweg zu nehmen, alle drei schafften diesen Test. Dazu war nur ein einfacher Synthesizer zu programmieren. Dieses gelang mehr oder weniger aufwendig.
Der KC sowie der CPC kennen für Tastatureingaben den Befehl INKEY$, der C64 den Befehl GET$. Dafür habe ich in den meisten Fällen auf die in den Handbüchern vorhandenen Beispiel-Programme zurückgegriffen. Es ist daher eher sinnvoll, auf den Soundbefehl einzugehen.
KC85: Beim KC ist das so ziemlich einfach:
- SOUND tonhöhe1, vorteiler1, tonhöhe2, vorteiler2, lautstärke, dauer
Der Vorteiler teilt 1:16. Die Lautstärke kann nur am kombinierten AV/RGB-Anschluß entsprechend abgenommen werden, an der Tape-Buchse gibt es nur einen konstanten Pegel. Dafür dann in Stereo! Lautstärke und Dauer wirken global. Die Lautstärke kann nur in 16 Stufen eingestellt werden, im Handbuch steht was anderes, es werden aber nur 4 Bit der PIO zur Lautstärkeregelung genutzt.
CPC: Etwas verwirrend und langatmig beschrieben, ist es dennoch möglich, zu einem Erfolgserlebnis zu kommen. Dafür gibt es drei BASIC-Befehle, wobei zwei die Eigenschaften des Tones definieren.
- SOUND kanalstatus, tonhöhe, tonlänge, lautstärke, lautstärkenhüllkurve, tonhüllkurve, geräuschperiode
Der Kanalstatus setzt sich aus Kanal 1, Kanal 2 und Kanal 3 zusammen. Genaugenommen wird intern geregelt, über welche der drei Tonkanäle der Ton ausgegeben wird. Man beachte, dass hierbei die verschiedenen Modi vom AY-Chip geregelt werden. Im Handbuch, Kapitel 3, Seite 75, ist das kompakt beschrieben.
Die Tonperiode bestimmt die Höhe des Tones, der ausgegeben werden soll. Die Dauer bestimmt die Länge des Tones. Die Lautstärkenhüllkurve bestimmt mit Hilfe des ENV-Befehls die Lautstärke-Eigenschaften während der Dauer des Tones (siehe hierzu das Handbuch). Die Tonhüllkurve bestimmt mit Hilfe des ENT-Befehls die Tonhöhen-Eigenschaften während der Dauer des Tones. Unter der Option Geräuschperiode verbirgt sich ein Rauschgenerator, der wahlweise den Ton begleiten kann.
C64: Obwohl das C64-BASIC keine Soundbefehle kennt, ist es dennoch möglich, mit Hilfe von POKE dem SID Töne zu entlocken. Dabei wird dieser direkt in seinen Registern angesprochen. Im Handbuch ist das alles recht ausführlich erklärt! Allerdings muß beim SID die Tonlänge extern mit Hilfe einer FOR-NEXT-Schleife gesteuert werden. Beim im C128 standardmäßigen BASIC V7 ist das alles bereits implementiert. Der SID wurde zeitweilig als semiprofessioneller Synthesizer bei kommerziellen Musikproduktionen eingesetzt!
Die Tastaturabfrage erfolgte mit Hilfe der Befehle INKEY$ bzw. GET$. In allen Handbüchern werden für die Noten passende Parameter übersichtlich aufgeführt.
Farben:
C64: 16 gleichzeitig darstellbare Farben im Textmodus und 2 von 16 im Grafikmodus.
CPC: 16 von 27 gleichzeitig darstellbare Farben im 20-Zeichenmodus (MODE 0), 4 von 27 gleichzeitig darstellbare Farben im 40-Zeichenmodus (MODE 1), 2 von 27 gleichzeitig darstellbare Farben im 80-Zeichenmodus (MODE 2).
KC85: 16 Vordergrund und 7 Hintergrundfarben in der Byteauflösung, wobei die Farben der Hintergrundfarben den ersten 7 der Vordergrundfarben entsprechen. Sie sind nur etwas heller. 4 Farben in der bitweisen (HIRES) Auflösung, ohne Unterschied zwischen Vorder- und Hintergrund.
Die BASIC-Befehle sind im allgemeinen COLOR, INK und PAPER. Der CPC unterscheidet sogenannte Farbstifte (PEN), beim C64 wird die Zelle im Textmodus direkt per POKE eingefärbt. Hierzu ist es schon notwendig, sich mit dem Handbuch vertraut zu machen.
Schlussbemerkungen
Das war es zu einem recht ungewöhnlichen Computertest, bei dem die Rechner unabhängig ihres Erscheinungsdatums miteinander verglichen wurden, 1990 waren sie gleichzeitig im Handel verfügbar.
Hierbei ging es mir im wesentlichen um die Praxistauglichkeit im Alltagseinsatz. Genaugenommen hat hier jedes Modell so seine Vor- und Nachteile, es kommt nur auf dem Verwendungszweck an. Da muß jeder selbst wissen, was er braucht. Die Praxis hat aber gezeigt, das der Erfolg eines Systems vom Angebot der Software bestimmt wird.