Bericht vom Z-Fest 1997 in Güglingen
von Jörg Linder
In diesem Jahr haben es die letzten lebenden Exemplare der aussterbenden Spezies ,,CP/M-User`` wieder einmal geschafft, sich zum Z-Fest vom 19. bis 21. Juni 1997 in Güglingen zu versammeln. Dabei durfte ich natürlich nicht fehlen! Die Strapazen der langen Anreise habe ich gern auf mich genommen, schließlich ist das Z-Fest die einzige Gelegenheit, ,,alte`` Bekannte wiederzusehen. Es waren auch so ziemlich alle Teilnehmer des '95er Treffens wieder vor Ort.
Während am Freitag lediglich die Weitgereisten eintrafen, ging es dann am Samstag richtig los. Überall wurden die unterschiedlichsten Systeme auf- und umgebaut. Zu unserer Schande müssen wir allerdings eingestehen, daß lediglich drei Geräte mit einem Z80 liefen und trotz sieben anwesender Besitzer nicht eine einzige CPU280 zu sehen war. Dies konnten auch die zahlreichen Emulatoren kaum ausmerzen.
Umso exotischer waren jedoch die Z80-Rechner. Es versteht sich von selbst, daß ich wieder meinen KC mitgebracht hatte. Besonderes Highlight war dabei/daran das Grafiktablett K 6405, dessen Anschluß mir kürzlich geglückt ist. Festplatte und Maus möchte ich hier nur der Vollständigkeit halber erwähnen, denn die gehören inzwischen schon fast zur Grundausstattung. Mit dem neuen Betriebssystem (ML-DOS) und der neuen UNIPIC-Version konnte ich auch ziemlich Eindruck schinden.
Roderich Vogelmann konnte mit seinem Kontron-System ebenfalls beeindrucken. Dazu trugen nicht zuletzt das eigenwillige Design des Gerätes und die spezielle CP/M-Variante bei. Der Mangel an entsprechenden Unterlagen über die Systemsoftware konnte Helmut Jungkunz nicht abschrecken, sondern forderte ihn vielmehr heraus, es mit der ,,alten Kiste`` aufzunehmen. Unterstützt von Andreas Kißlinger lautete das erfreuliche Ergebnis: Mensch siegt über Maschine. Insbesondere die Mischung aus ,,normalen`` (englischen) und ins Deutsche übertragene Befehle regte die Phantasien zu immer neuen Assoziationen an - welcher Computer bietet statt des DIR-Befehls ein schlichtes ,,IL`` (IL = Inhalt listen) und zugleich das gewohnte ,,ERA`` (ERA = erst Rückfrage abwarten)? :-)
Michael Scholich hat wieder seinen C128 mit Festplatte und CD-ROM-Laufwerk mitgebracht. Aufgrund der ungünstigen Organisation der Festplatte - sie kann nur in zahllosen Partitionen von Diskettengröße verwaltet werden - war er natürlich sehr an ZSDOS interessiert. Weil der C128 mit einem gebankten CP/M Plus System arbeitet, nützt es ihm allerdings nichts. Das ist leider sehr schade, denn ansonsten ist der C128 sehr leistungsfähig. Zahlreiche Utilities nutzen die speziellen hardwaremäßigen Gegenbenheiten optimal aus. So kann man z. B. dank Jugg'ler diverse CP/M- Diskettenformate lesen, schreiben und formatieren.
Natürlich sollen auch die anderen Computersysteme nicht unerwähnt bleiben, auch wenn diese keinen Z80 beherbergen. Außer einem Acorn-Rechner waren ca. ein halbes Dutzend Apple Macintosh-Computer zu sehen. Von den sonst allgegenwärtigen IBM-Kompatiblen waren lediglich zwei Exemplare ,,anwesend``, was sie in unserer Runde zu einer Minderheit machte.
Wie üblich wurde aber nicht nur über Computer, sondern über alles Mögliche geredet, geplaudert, diskutiert und gelacht. Das schlechte Wetter konnte uns am Samstagabend nicht davon abhalten, dem ,,Frosch- und Schneckenfest`` in der Nachbargemeinde Pfaffenhofen einen Besuch abzustatten und dort zu essen. Für alle Unwissenden: Die Bezeichnung leitet sich aus der Geschichte zweier Gemeinden ab und nicht etwa aus den angebotenen Speisen.
Erstaunlicherweise schafften wir es dann direkt vom Fest ins Hotel; und das noch vor Mitternacht! Entsprechend ausgeruht setzten wir das Z-Fest am Sonntag mit leicht dezimierter Teilnehmerzahl fort. Im Laufe des Tages nahm sie weiter ab, so daß gegen 17:30 Uhr das diesjährige Treffen ein Ende fand. Wir sind mit dem Versprechen auseinander gegangen, uns im nächsten Jahr wiederzusehen. Dann gibt es auch zwei triftige Gründe bzw. Jubiläen. Zum einen wird es das fünfte Z-Fest in Güglingen sein und zum anderen heißt es dann ,,20 Jahre CP/M (1978 - 1998)`` - wenn das kein Grund zum Feiern ist!
Bis dahin heißt es:
Nicht Ver-Z-teln!
Euer Jörg