Auch wenn die richtige Vernetzung des KC85 bereits ihre Schatten vorauswirft, soll in diesem Artikel ein undokumentiertes Merkmal der WTools beschrieben werden.
Was ist ein Dateiserver? Der Begriff ist mittlerweile etwas zweideutig geworden, da er umgangssprachlich sowohl für den Softwaredienst (die ursprüngliche Bedeutung) als auch für die Hardware, auf der dieser Dienst läuft, synonym verwendet wird. Da die WTools Software darstellen, passt der Begriff hier aber ganz gut, als Hardware dient bekanntermassen ein Windows-PC.
Als Server haben die WTools die Aufgabe, dem KC85 einen Dateiservice zur Verfügung zu stellen. Der KC85 tritt mit Hilfe der MTools als Kunde in Erscheinung, welcher durch die Befehle, wie beispielsweise MDIR, MPUT oder MGET, diesen Dienst in Anspruch nehmen kann.
Die WTools verhalten sich dabei vollkommen passiv, nur der KC85 wird aktiv, wenn er eine Aktion durch das Absenden eines MTools-Befehls durchführt. Die beiden Seiten arbeiten also nach dem Client-Server-Prinzip wie in einem richtigen Netzwerk.
Wenn man einen KC85 an den PC anschliesst, stellt dies bereits das kleinstmögliche Netzwerk dar - mit genau 2 Teilnehmern. Es geht aber mehr, wenn der PC weitere serielle Schnittstellen hat. Dann kann man an die zweite, dritte, u.s.w. Schnittstelle ja auch weitere KC85 anschliessen.
Die Hardware wäre damit schon klar, wie ist das dann mit der Software? Man muss einfach die WTools für jeden KC85, welcher am PC angeschlossen ist, einmal starten und die jeweils zugehörige COM-Schnittstelle richtig einstellen und konfigurieren, wie im folgenden Bild zu sehen:
Mit 2 bis 4 KC's sollte das kein Problem darstellen, darüber hinaus wird es irgendwann unübersichtlich und unhandlich. Diese Einstellorgie für die seriellen Schnittstellen ist nämlich jedes Mal zu wiederholen, wenn man die WTools wieder geschlossen hat. In der Registry von Windows wird nur die letzte gespeicherte Konfiguration gesichert.
Nach der erfolgreichen Schnittstellen-Konfiguration für die angeschlossenen KC's kann man nun auf jedem KC85 unabhängig von den anderen mit den MTools arbeiten und das auch gleichzeitig und parallel. Das Multitasking von Windows sorgt im Hintergrund für die Funktion aller gestarteten WTools Programme und die Programme selbst kommen sich auch nicht ins Gehege. Die WTools sind bereits so programmiert, dass es keine Überschneidungen bei der Nutzung von Verzeichnissen und temporären Dateien gibt.
Wir hatten das auch auf dem KC-Treffen 2007 mit 3 KC's ausprobiert - es funktioniert! Allerdings ging der dort verwendetete Pentium III mit Windows XP bei 3 gleichzeitigen Transfers schon merklich in die Knie. Auf diese Art und Weise lassen sich auch Dateien von KC zu KC über die Zwischenstation WTools/PC transportieren.
Ein richtiges Netzwerk kann diese Konstruktion natürlich nicht ersetzen, es wird auch nicht jeder KC-Anwender mehrere KC85 mit D004 und CP/M besitzen bzw. benutzen - leider gibt es ja noch keine MTools für CAOS. Aber interessant genug für die Beschreibung dieser Anwendung erschien es mir schon und vielleicht ist es ja für den einen oder anderen Anwender mal von Nutzen.